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Die Zollpolitik der USA hält die Welt in Atem
„Zollpolitik und Welthandel – Globalisierung am Ende?“
Florian Witt, Direktor International Banking & Corporate Banking (ODDO BHF),
Vorsitzender der Bankenkommission der Internationalen
Handelskammer ICC, Präsidiumsmitglied des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft e.V.
Mittwoch, den 11. Juni 2025, 19.00 Uhr
Schloss Heiligenberg – Gartensalon
Auf dem Heiligenberg 8, 64342 Seeheim-Jugenheim

Donald Trumps „Liberation Day“ mit der Ankündigung von horrenden Zöllen gegen alle Staaten, die seiner Meinung nach bisher auf Kosten der USA gewirtschaftet haben, stellt das bisherige Verständnis des globalisierten Wirtschaftens massiv in Frage und hat gravierende Folgen für die Welthandelsstrukturen und die bisherigen Handelspartner. Seine unklaren Ankündigungen, willkürlichen Festlegungen und Rücknahmen führen zu Unsicherheit im Handel, an den Börsen und auf den Finanzmärkten und zerstören die Reputation der USA als zuverlässiger Handelspartner. Die bislang verlässliche Rolle der USA in einer globalisierten Welt als Garant des regelbasierten internationalen Handels und Finanzsystems gibt es nicht mehr. Der internationale Handel und die Finanzmärkte sind im hohen Maße verunsichert. Dies geschieht in einer Welt, in der Staaten sich zunehmend nationalistisch ausrichten und damit drohen, ihre geopolitischen Vorstellungen rücksichtslos mit militärischer und wirtschaftlicher Macht durchzusetzen.
Florian Witt
Direktor International Banking & Corporate Banking (ODDO BHF),
Vorsitzender der Bankenkommission der Internationalen
Handelskammer ICC, Präsidiumsmitglied des Afrikavereins der deutschen Wirtschaft e.V.
Er geht der Frage nach, inwieweit hinter Donald Trumps Zollpolitik ökonomische Vernunft oder eine geopolitische Strategie erkennbar ist.
Er analysiert die Auswirkungen der Zollpolitik auf den Internationalen Handel, die Weltwirtschaft, die Währungsstabilität und die Finanzmärkte.
Er skizziert die Folgen für die amerikanische Volkswirtschaft und für bisherige Handelspartner und fragt nach den Gewinnern und Verlierern dieser Politik.
Er erläutert die Konsequenzen der Trumpschen Politik für den
regelbasierten internationalen Handel für die zukünftige Rolle der USA in der Weltwirtschaft und für die weitere Entwicklung des Weltwirtschaftssystems.
Er erläutert die Auswirkungen auf die Volkswirtschaften der EU und schätzt die Möglichkeiten und Grenzen von Gegenmaßnahmen sowie einer strategischen Neuausrichtung der EU in einem möglichen Handelskrieg zwischen den USA und China ein.
Zeit des Umbruchs: Globalisierung am Ende – Zeitalter des Protektionismus? Veränderungen und Perspektiven des Welthandels
„Dealmaker“ und Autokraten –
Herausforderungen und Perspektiven einer neuen Weltordnung?
Dr. Johanna Speyer, PRIF Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
Donnerstag, den 27. März 2025, 19.00 Uhr
Schloss Heiligenberg – Gartensalon
Auf dem Heiligenberg 8, 64342 Seeheim-Jugenheim

Am Tag seiner Inauguration als 47. Präsident der Vereinigten Staaten unterschreibt Donald Trump über 100 Dekrete, die disruptiv die bislang berechenbare Rolle der USA im Geflecht der Weltordnung ändern. Nach Russlands Einmarsch in die Ukraine stellt damit auch die westliche Führungsmacht die Weltordnung in Frage. Gehört die Zukunft nun endgültig Autokraten und „Dealmakern“?
Staaten richten sich zunehmend nationalistisch aus, drohen damit, ihre geopolitischen Vorstellungen rücksichtslos mit militärischer und wirtschaftlicher Macht durchzusetzen. Internationale Institutionen, Verfahren und Verträge werden offensichtlich nicht mehr anerkannt. Sie haben ihre friedenssichernde und friedensstiftende Wirkung eingebüßt. Neue Strukturen zeichnen sich geopolitisch und ökonomisch ab, einige Akteure bilden neue Bündnisse und verschieben die Kraftverhältnisse.
Unser Diskussionsthema lautet: Herausforderungen und Perspektiven der Weltordnung im geopolitischen Zeitalter.
Dr. Johanna Speyer, PRIF Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung
Sie erläutert die Weltordnung als Ausdruck globaler Machtverhältnisse und internationaler Regeln und gibt Einblick in die in der Zeit des Umbruchs gegebenen Herausforderungen.
Sie schätzt die geopolitischen Auseinandersetzungen, die machtpolitischen Kräfteverhältnisse und die Perspektiven der Entwicklung der Weltordnung im 21. Jahrhundert ein.
Sie beleuchtet die Grenzen der bisherigen Prinzipien internationaler Zusammenarbeit, der internationalen Institutionen und Verfahren zur Friedensstiftung und -sicherung angesichts der geo- und machtpolitischen Auseinandersetzungen.
Sie analysiert die geopolitischen Auswirkungen des weltpolitischen Führungsanspruchs Chinas, der Positionierung und des Zusammengehens der BRICS-Staaten, der machtpolitischen Ambitionen Russlands und der Neuausrichtung der USA unter Trump und deren wirtschaftliche, politische und militärische Kraft ein.
Angesichts der zu erwartenden problematischen transatlantischen Zusammenarbeit mit den USA Trumps, der Zuspitzung der Auseinandersetzungen zwischen China und den USA und den Machtambitionen Russlands analysiert sie die zukünftige Rolle der EU im internationalen Spannungsfeld zwischen den USA, China und Russland.

Pressetext
Schafft Pragmatismus die Welt neu zu ordnen?
Forum Heiligenberg: Konfliktforscherin sieht in fixierten Normen Ansätze zum Abkühlen gegenwärtiger Kriege und Konflikte
Seeheim-Jugenheim. 27. März 2025. Der Zustand der Welt ist desolat. Wohl niemand, der nicht nach Orientierung ruft in diesen bewegten Zeiten. Mit dem Thema „Dealmaker und Autokraten – Herausforderungen und Perspektiven einer neuen Weltordnung?“ hat das Forum Heiligenberg fast visionär die Lage auf den Punkt gebracht, erklärten Referentin Dr. Johanna Speyer vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung und Moderatorin Anja Simon. Kein Wunder, dass bereits bei Bekanntwerden des Themas die Veranstaltung am 27. März im Jugenheimer Schloss sofort überbucht war: Es war der Tag, an dem Donald Trump heftige Importzölle für Autos verhängte und damit dem freien Welthandel einen weiteren Schlag versetzte.
Man habe es mit einer geopolitischen Gemengelage zu tun, die Lösungen ungemein erschwere, meinte Johanna Speyer: Da sind Autokratien mit eigenen Normen, Verflechtungen und Abhängigkeiten und andererseits Demokratien. Letztere führen angeblich keine Kriege gegeneinander, nehmen aber durchaus unterschiedliche Positionen gegenüber den Autokraten ein. Letztlich müssen Demokratien in irgendeiner Form mit autoritären Regimen zusammenarbeiten, wenn Stabilität herbeigeführt werden soll.
Neben externen Bedrohungen hätten es manche Staaten und Allianzen noch mit internen Konflikten zu tun, die ein geschlossenes Auftreten erschwerten. Etwa die EU, die an ihrer inneren Geschlossenheit und an nach außen gerichteter Stärke intensiv arbeitet. Hier zeige sich, wie problematisch die eher politisch motivierte Aufnahme bestimmter Staaten in die EU für deren innere Einheit jetzt sei. Oder die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), deren Geschlossenheit oft überschätzt wird, weil ihre Interessen zu unterschiedlich gelagert sind. Die Weltordnung wie wir sie bisher kannten ist jedenfalls Vergangenheit.
Die Forum-Teilnehmer stellten nachdenkliche Fragen, manche mit hypothetischem Charakter. Interessant eine angesprochene These der Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Anne Applebaum: ob es nicht neue Allianzen geben muss, die bei der Lösungssuche Barrieren wie politische Ideologien, Religionen, Ethnien und Kulturen hinter sich lassen. Konkret: Vereinigten nicht große Nichtregierungsorganisationen wie Amnesty International oder Greenpeace Menschen in aller Welt, die jenseits von Polarisierungen durch herkömmliche Organisationen zusammenarbeiten? Diesen Ansatz bejahte Johanna Speyer. Es komme darauf an, dass solche supranationale NGOs „eine hohe Folgebereitschaft durch viele Menschen herstellen.“
Der Vortrag und die Diskussion kulminierten in der Frage: Was könnte die Macht sein, die zu Lösungen der Konflikte und Kriege führt? Johanna Speyer: „Ist es Geld? Ist es militärische Macht?“ Die Teilnehmer reagierten schulterzuckend. Speyer sah hingegen zwei weitere gewichtige Faktoren, die Einfluss ausüben werden: Pragmatismus und Normen. Pragmatismus ist – kurzgefasst – ein praktisches Handeln, das über die theoretische Vernunft gestellt wird. Etwa wenn Staaten auf territoriale Gebiete verzichten, um Tod und Zerstörung durch einen Aggressor zu beenden. Aber mit welcher Garantie? Eine Menge Grauzonen tun sich auf, so Speyer.
Normen können Macht binden, führte sie weiter aus und nannte als ein Beispiel das Folterverbot. Es gelte. Wer foltert, wird geächtet. Teils aber ignoriert ein Teil der Weltöffentlichkeit diese Verstöße. Dennoch beziehen Konfliktforscher das Aushandeln von Normen in Überlegungen ein, wie Öl auf die Wogen der gefährlichen Konflikte in der Welt gegossen werden kann. Es dürfte wohl einiger Koalitionen von Willigen bedürfen.
Wie ein Ventil wirkte da der Ausruf eines Diskutanten: „Alles gut und schön. Aber wie gehen wir mit Mächtigen um, die auf alle Normen pfeifen. Und wie schaffen wir es, die EU schnell zu reformieren?“
Der Schlussapplaus hatte auch den Charakter von Nachdenklichkeit. Anja Simon: „Das Thema wird uns privat weiterbeschäftigen.“ W.V.
Mitschnitt der Veranstaltung: