Das Schloss Heiligenberg und der Brunnen im Schlosshof
Das Schloss geht auf einen mittelalterlichen Gutshof zurück, der vermutlich der Versorgung des Klosters diente und von einem so genannten „Beständer“ verwaltet wurde. Nachdem das Kloster 1413 aufgehoben worden war, verfiel auch der Gutshof. Nach der Säkularisation fiel der Heiligenberg an Hessen-Darmstadt. August Konrad von Hofmann (28.04.1776 Darmstadt bis 09.08.1841) bekam 1810 den Heiligenberg für seine Verdienste um die Finanzen von Ludwig I. Großherzog von Hessen geschenkt. Er wurde später in den Freiherrenstand erhoben.
Zwischen 1814 und 1816 entstanden das Wohnhaus, Schuppen, Scheuer, Stall, Keller, Waschküche, Schweineställe und eine Schnapsbrennerei. Von Hofmann kaufte weiteres Land dazu, er legte ausgedehnte Obstanlagen (für Schnapsbrennerei) und neue Weinberge an. Zur Wasserversorgung wurde eine Brunnenleitung vom Tannenberg gelegt. Sie war ca. zwei Kilometer lang und bestand aus eisernen Druckrohren.
1804 heiratete Erbprinz Ludwig die badische Prinzessin Wilhelmine. Sie war eine sehr kunstsinnige und warmherzige Frau. Nachdem sie ihrem Mann zwei Söhne (Ludwig 1806, Karl 1809) geboren hatte, entfremdete sich das Paar, blieb sich aber zeitlebens freundschaftlich verbunden.
Erbgroßherzogin Wilhelmine hatte 1810 den Park Rosenhöhe in Darmstadt gegründet und wohnte dort auch häufig in einem recht bescheidenen Haus.
1827 kaufte sie den Heiligenberg. Hier sollte ein schöner Ort für ihre Sommeraufenthalte entstehen. Außerdem hoffte sie, dass ihr das milde Klima gut bekommt. Ihre beiden jüngsten Kinder, Prinz Alexander und Prinzessin Marie, verlebten hier herrliche Kindertage. 1830 starb ihr Schwiegervater, und ihr Mann folgte diesem als Großherzog Ludwig II. von Darmstadt. Als Großherzogin hatte sie nun mehr finanzielle Mittel zur Verfügung, um den Heiligenberg auszubauen und für die Unterbringung von Besuchern und Gefolge zu sorgen. Um 1831 wurden die Umbauten nach Plänen des hessischen Oberbaudirektors Moller (1784-1852) ausgeführt.
Ins Hauptgeschoss kam ein herrschaftliches Schlafzimmer mit Kamin und Ofen. Zur Rheinseite hin gab es einen Balkon mit Überdachung. Es entstanden insgesamt 9 Schlafzimmer, ein Weinkeller, zehn Pferdeställe und von außen zugängliche Schweineställe. Aus dem Landgut war ein fürstlicher Sommersitz geworden, bescheiden, aber wohnlich und schön.
Der Schlosshof wurde in der Mitte von einem Vierröhrenbrunnen aus dem Jahr 1885 geziert, umstanden von Trompetenbäumen. An mehreren Türgewänden der den Hof flankierenden Gebäude sind die Jahreszahlen ihrer Errichtung auf der linken Türseite eingemeißelt.“Renoviert 1904“ auf der rechten Seite bezeichnet das Jahr umfangreichen Instandsetzungsarbeiten durch Prinz Ludwig von Battenberg. Nachdem das Schloss in den Besitz des Landes übergegangen war, gab es unterschiedliche Nutzungen – bis zuletzt die Lehrerfortbildung. Seit 2011 kümmert sich die Stiftung Heiligenberg um das Schloss und seine Pakanlage.